Schwedenurlaub Woche 1
Jul. 12th, 2015 06:12 pm![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Gleich am Freitag nach der Arbeit mache ich mich auf den Weg zur Fähre. Ich hab extra keine Kabine gebucht, weil man meistens ganz gut in der Lounge schlafen kann. Dachte ich. Da man aber als Fußgänger als letztes auf die Fähre kommt, waren so gut wie alle Plätze schon belegt. Ich konnte trotzdem noch einen ergattern, auch wenn es dort mega gezogen hat, genau unter der Lampe war und mitten am Durchgang. Ich hab mir einfach mein Tuch um die Augen gebunden, meine Beine auf den Rucksack gelegt und dann ging es erstaunlicherweise ganz gut.
Als wir auf den Shuttlebus von der Fähre zum Terminal warten, unterhalte ich mich noch kurz mit einem Franzosen, der den Sommer über in Stockholm als Fahrradmonteur arbeiten wird. Weiterhin an Bord: 4 mega betrunkene Deutsche, die lediglich mit einer Stiege Bier, einer Kühltruhe und einem kleinen Rucksack nach Schweden gefahren sind. Was die wohl vorhaben?
Mein erster Stop ist Göteborg, also mache ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Das coole an Trelleborg ist, dass dort ein paar Hühner + Hahn frei rumlaufen. Als ich die das erste Mal gesehen habe, dachte ich ich sehe nicht richtig. Aber auch dieses Mal wurde ich mit einem freundlichen "Kikeriki" begrüßt.
In Göteborg angekommen, gehe ich nur aus dem Bahnhof heraus und entdecke schon einen Park, wo gerade die Proben für ein Konzert, welches am Abend stattfindet, laufen. Da die Musik ganz gut klingt, verbringe ich so ziemlich den ganzen Tag bis zum Nachmittag in dem Park. Dabei fällt mir auf, dass es nur so von Junggesellinenabschied-Gruppen und Müttergruppen wimmelt. Aber die Schweden drehen ja eh total frei sobald die Sonne rauskommt. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass man einfach mal in BH im Park liegt.


Am Nachmittag nehme ich dann den Bus nach Hindås, wo ich eine Unterkunft für 3 Nächte gebucht habe. Rein theoretisch würde der Bus gefühlt alle 500m halten. Man könnte also ohne Probleme auf dem Land wohnen und hätte trotzdem eine sehr gute Busanbindung.
In Hindås soll ich eigentlich von einem Polen abgeholt werden, der in der gleichen Unterkunft wohnt, da es noch ca. 8km zu Fuß sind. Ich warte 30min und versuche mehrmals in der Unterkunft anzurufen. Ohne Erfolg. Also mache ich mich so langsam auf den Weg. Mein Rucksack ist super schwer, da ich für die nächsten 4 Tage eingekauft habe.


Nach weiteren 30min hab ich endlich genug Mut den Daumen rauszuhalten und siehe da das erste Auto hält sofort an. Drin sitzt eine junge Frau, die schnell den Beifahrersitz frei räumt und mich bis zu dem Abzweig zur Unterkunft mitnimmt. Ab da sind es nur noch 4km. Innerlich hoffe ich trotzdem, dass vielleicht ein Auto kommt, welches in meine Richtung fährt. Ziemlich unwahrscheinlich, weil an der Straße nur ein paar Häuser liegen und sie dann mitten im Wald endet.
Es kommt doch ein Auto und drin sitzt der Pole. Da wir irgendwie keine gemeinsame Sprache sprechen, zeigt er mir kurz seine Notizen, mit "Stefanie, 17.00, Station" ich zeige kurz auf 17.00 und auf die momentane Uhrzeit. Ich bin natürlich trotzdem heilfroh, dass er doch noch gekommen ist.
Da sich die eigentliche Besitzerin gerade in Nordschweden auf einer Weiterbildung rumtreibt, begrüßt mich Lisa. Sie arbeitet den Sommer über als Freiwillige dort. Ihr Englisch ist ziemlich schlecht, was ich eigentlich ungewöhnlich für eine Schwedin finde, aber hey umso besser, denn: ich kann mein Schwedisch üben!
Sie zeigt mir mein "Zimmer". Ich bin zunächst etwas irritiert, weil ich eigentlich ein 8-Bett-Zimmer gebucht hatte, und jetzt in einem riesigem Raum, der normalerweise für Meditationen und Yoga genutzt wird, schlafen soll. Später stellt sich heraus, das in dem 8-Bett-Zimmer eine Gruppe Bauarbeiter aus Estland wohnen und sich daher die Eigentümerin dachte, dass ich lieber woanders übernachten will. Der Raum und die Aussicht waren auf alle Fälle fantastisch!


Später in der Küche lerne ich dann auch die Esten kennen, die eine Rum-Cola nach der anderen in sich reinschütten. Einen lustigen Moment gab es allerdings auch: ich versuche verzweifelt den Schrank mit den Schneidebrettern zu finden, öffne zig Schränke und finde nichts. Plötzlich kommt der eine Este vom Balkon rein, öffnet eine Schranktür und siehe da: voll mit Schneidebrettern. Leider bleibt die Frage nach dem WLAN-Passwort die einzige Kommunikation und ich bin echt froh am Abend noch kurz mit Veit skypen zu können.
Am nächsten Morgen schlafe ich erstmal aus. Nach dem Frühstück mache ich mich auf dem Weg in die Natur. Ich hatte vorher kurz bei Google geguckt wo man entlanglaufen kann. Google meint zwar, dass der eine Weg mitten im Wald aufhört, aber ich glaube nicht dran und gehe ihn trotzdem.






Doch der Weg hört tatsächlich mitten im Wald auf. Da ich alles andere als gute Schuhe anhabe, drehe ich also wieder um und entschließe mich einfach in die andere Richtung zu gehen.




Der Weg zur Unterkunft. Lupinen überall!!
Als ich wieder zurück komme, sitzt Aida, die Besitzerin, gerade auf der Terrasse und wir unterhalten uns ein wenig. Später kommt Lisa und ich unterhalte mich mit ihr während wir auf den See schauen. Die Aussicht dort ist wirklich fantastisch!

Der Abend endet wie jeder Sonntag: mit Tatort! :)
Am nächsten Morgen will ich vor dem Frühstück noch schnell ein paar Brennnesselblätter für meine Haarspülung sammeln und auf einmal springt vielleicht so 5m vor meiner Nase ein Reh munter durch den Garten. Jetzt weiß ich also auch, warum die ganzen Beete eingezäunt sind.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg, denn Aita hat mir einen Rundweg erklärt. Ich mag es nämlich überhaupt nicht den gleichen Weg wieder zurück zu gehen. Ich verlauf mich zwar 2 mal, aber kommte trotzdem an.
Die Natur ist so wunderschön und es ist so unglaublich still. Man hört tatsächlich nur ein paar Vögel und den Wind in den Bäumen. Nachdem ich mich gestern doch ein wenig einsam gefühlt habe, genieße ich jetzt in vollen Zügen die Natur und die Ruhe. Ich laufe gemütlich und wenn es mir an einem Platz gefällt, setze ich mich einfach hin.
Manchmal ist es ein wenig komisch, da die Wege, die ich gehe direkt bei Leuten über den Hof geht und sich das irgendwie verboten anfühlt. Aber in Schweden ist das völlig normal. Selbst wenn man einen Privatweg besitzt, kann man die Leute lediglich davon abhalten mit Autos da entlang zu fahren, aber man darf niemanden verbieten dort entlang zu laufen.



Irgendwie musste ich da an Pippi Langstrumpf denken

alles Blaubeeren!! Wären die reif gewesen, hätte ich mich in die Mitte gesetzt und den ganzen Tag nur Blaubeeren gegessen.


Finde den Fehler! :D



Zurück am See stecke ich noch kurz meine Füße ins Wasser, aber da es ziemlich windig ist, wird das ganze kein Badeausflug. Ich geh also wieder zu meiner Unterkunft und chille den Rest des Nachmittages auf der Terrasse.

Am nächsten Tag geht es nach Göteborg um dort auf der Kaffee-Messe zu arbeiten. Marina (meine Freundin aus Spanien, die momentan in Buenos Aires in einem Café arbeitet) und Aida kommen auch. Ich bin alle 3 Tage jeweils von 9.30 - 13.30 im Cupping Room eingeteilt. Am Anfang bin ich echt total überfordert, weil ich keinen Plan habe, was ich genau machen soll und meine "Chefin" super schnell in ihrem UK-Englisch spricht. Mein Gehirn hingegen ist noch irgendwo im schwedischen Wald.
Gegen Mittag kommt auch Marina und unsere Wiedersehensfreude ist riesig. Wir haben uns ja seit Dezember 2013 nicht mehr gesehen. Den Rest des Tages bin ich auch nur noch am Strahlen. Da meine Ablösung nicht kommt und Marina und Aida eh noch länger arbeiten müssen, hänge ich eine 2. Schicht ran und wir gehen später gemeinsam zum Hostel. Dort warten wir auf Pamela aus Peru, die sich mit uns das Zimmer bzw. die Gefängniszelle teilt und gehen gemeinsam zur Johan & Nyström Party. Eigentlich soll es dort kostenlose Getränke + Essen geben, aber irgendwie gibt es nur Kaffee und Bier. Ich hab dann noch ein sehr lustiges Gespräch mit dem Barkeeper. Seine Reaktion darauf, dass ich aus Deutschland komme und schwedisch spreche, war übrigens folgende: "Oh mein Gott das ist krank!". Sehr witzig.

Marina, Aida, Pamela
Später essen wir noch einen extrem teuren Burger und machen uns auf den Weg ins Bett.
Der nächste Morgen beginnt mit frisch gemahlenem Kaffee von Harry Potter...äh Marina:

Ich darf meinen Tag wieder im Cupping Room verbringen, d.h.: Kaffeebohnen wiegen, mahlen, in Tassen füllen, Leute daran schnuppern lassen, heißes Wasser drüber gießen, Stoppuhr stellen, warten, die Crema brechen und schlürfen...wer am lautesten schlürft, ist der Tollste. Immerhin kann ich so zig verschiedene Kaffeesorten testen, welche mir fast alle nicht schmecken, weil zu sauer, während Marina und Aida den ganzen Tag Kaffeemaschinen putzen dürfen. Ich löse Marina noch für eine Stunde ab, damit sie sich ein bisschen nach potentiellen Jobs als Barista in Schweden umhören kann. Auf Argentinien hat sie nämlich nicht mehr wirklich Bock.
Später im Hostel essen wir Abendbrot und dann kommt Martin vorbei. Marina kennt ihn von Cuchsurfing. Sie hat mal bei ihm gepennt, als sie in Göteborg war und er hat sie dann in Valencia besucht. Auf jeden Fall ein sehr cooler Typ, der mich mega an einen Kumpel erinnert hat. Wir gehen dann noch zu dritt ein Bier trinken, während Pamela und Aida sich schon schlafen legen.
Der letzte Tag Ausbeutung..ääh Kaffee-Messe. Ich bin wieder im Cupping Room und die Mädels dürfen Kaffeemaschinen putzen bzw. die Zeit stoppen für die Latte Art Meisterschaft stoppen. So langsam werde ich auch echt agressiv diesen Kaffeetypen gegenüber. Man kann ja echt eine Wissenschaft aus Kaffee kochen machen und ich glaub die Messe ist auch nur dazu da, damit die sich ordentlich selbst feiern können. Egal, gegen 15 Uhr sind wir fertig und treffen uns mit Martin zum Shoppen! Wuhu.

geschafft!
Wir grasen sämtliche Secondhand-Läden ab. Die Mädels ergaunern ein paar Klamotten und Martin und ich ein paar Bücher. Gar nicht gut für mein ohnehin schon viel zu schweres Gepäck (Arbeitsschutzschuhe sei Dank!). Am Abend kochen wir zusammen und gehen noch ein paar Bier trinken. Am nächsten Abend heißt es leider schon wieder Abschied nehmen. Marina und Aida müssen zum Flughafen nach Stockholm und für mich geht es nach Helsingborg zu Eva.
Eva und ihre beiden Kinder Erik & Lisa holen mich vom Bahnhof ab und wir fahren erstmal zu ihr nach Hause. Dort gibt es super leckeren Ostpaj...eine Art Käse-Quiche. Danach fahren wir ins Freilichtmuseum Fredriksdal, denn es ist Mittsommer!!! Das Wetter ist eher bescheiden, aber mit Regenmantel und Gummistiefeln sind wir bestens ausgestattet. Ich liebe Schweden dafür, dass man dort auch außerhalb seines Gartens Gummistiefel tragen kann ohne schief angeschaut zu werden. Ich liebe Gummistiefel!
Tja und wie es sich natürlich für Mittsommer gehört, tanzen wir fröhlich um den Maibaum. Ich kenne zwar nur 2 Lieder, was sich bis zum nächsten Mal definitiv ändern wird, aber trotzdem macht es unglaublich viel Spaß.



Erik versucht sich im Stelzen laufen. Ich habs nicht hinbekommen :D

Tante-Emma-Laden



Eva und Lisa
Der Abend endet mit schwedischen Erdbeeren (ein Muss zu Mittsommer!) und Wein auf dem Balkon. Und zwar ziemlich spät, weil wir so viel zu bereden haben.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zur Insel Ven, einer Insel im Öresund. Leider gilt noch nicht der Sommerfahrplan und so haben wir leider nur 2,5h, welche wir mit einem Spaziergang und Picknick verbringen.





tausende Leihfahrräder...trotzdem ist es schon passiert, dass Eva mit den Kindern ankam und es keine Fahrräder mehr gab






Lisa will kein Foto mit mir machen :(
Den Rest des Tages verbringen wir an der Strandpromenade (mit Eis!) sowie beim Fußballspiel Schweden - Deutschland (zumindestens so semi-aufmerksam).
Am nächsten Tag fahren wir zu Sofie, Astrid und Molly aufs Land. Die haben echt ein super schönes Haus mit riesiger Küche...und 2 Schmusekatzen! Die Sonne kommt auch noch raus, so dass wir unseren Kaffee draußen trinken können. Außerdem ziehe ich Astrid mit dem BobbyCar 3 Runden ums Haus, was mir eine sehr intensive Umarmung bei der Verabschiedung beschert.
Danach fahren wir noch zu Evas Papa, der eine Waffelbäckerei in Helsingborg besitzt. Es gibt allerdings keine Waffel, weil wir noch total satt sind vom Mittag. Außer Erik der könnte prinzipiell immer essen. Ich muss also nochmal zurück kommen :)



Danach fahren wir noch zu Evas Papa, der eine Waffelbäckerei in Helsingborg besitzt. Es gibt allerdings keine Waffel, weil wir noch total satt sind vom Mittag. Außer Erik der könnte prinzipiell immer essen. Ich muss also nochmal zurück kommen :)



Danach holen wir nur noch schnell meine Sachen und Eva fährt mich zum Bahnhof. Nächster Stop: Volkshochschule Grimslöv.
no subject
Date: 2015-07-13 06:14 am (UTC)Aber irgendwie hab ich den Punkt verpasst, weshalb du in deinem Urlaub auf dieser Kaffeemesse gearbeitet hast. Wie ist es dazu gekommen?
no subject
Date: 2015-07-13 03:31 pm (UTC)no subject
Date: 2015-07-13 07:10 pm (UTC)no subject
Date: 2015-07-14 08:38 am (UTC)no subject
Date: 2015-07-15 03:28 pm (UTC)no subject
Date: 2015-07-15 03:29 pm (UTC)Ich hätte ja auch mal Bock da eine Radtour zu machen..aber dafür brauch ich erstmal ein ordentliches Fahrrad :D
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Date: 2015-07-15 03:33 pm (UTC)no subject
Date: 2015-07-16 10:57 pm (UTC)Ich glaube ich muss auch mal nach Schweden, wenn ich das hier so sehe ;)
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Date: 2015-07-19 09:21 am (UTC)Freu mich schon auf den 2. teil. :)